André Heid
André Heid
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Ein Wertgutachten für ein Haus ist in vielen Situationen unverzichtbar. Ob es sich um den Verkauf eines Hauses, eine Erbschaft oder steuerliche Angelegenheiten handelt – ein Gutachten liefert eine objektive Bewertung des Immobilienwertes. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über Wertgutachten, die verschiedenen Arten, Kosten, und den Ablauf wissen müssen.
Ein Wertgutachten für ein Haus ist ein detailliertes Dokument, das den aktuellen Marktwert einer Immobilie feststellt. Es wird von einem unabhängigen Gutachter oder Sachverständigen erstellt und dient als objektive Grundlage, um den Wert eines Hauses zu bestimmen.
Dieser Verkehrswert bzw. Marktwert kann auf verschiedene Weisen ermittelt werden, zum Beispiel durch das Vergleichswertverfahren, das Ertragswertverfahren oder das Sachwertverfahren. Diese, durch einen Gutachter oder Sachverständigen, durchgeführte Wertermittlung gibt somit den Verkaufspreis an, welcher zum Stichtag der Ermittlung auf dem Markt erzielt werden könnte.
Paragraf 194 des Baugesetzbuches beschreibt den Verkehrswert wie folgt: “Der Verkehrswert (Marktwert) wird durch den Preis bestimmt, der in dem Zeitpunkt, auf den sich die Ermittlung bezieht, im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach den rechtlichen Gegebenheiten und tatsächlichen Eigenschaften, der sonstigen Beschaffenheit und der Lage des Grundstücks oder des sonstigen Gegenstands der Wertermittlung ohne Rücksicht auf ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse zu erzielen wäre.”
Ein Wertgutachten wird nicht nur von Immobilien erstellt. Auch Fahrzeuge, Kunstwerke, Unternehmen oder andere Vermögenswerte können ein Wertgutachten erhalten. Wir beziehen uns in diesem Artikel Immobilien.
Der Unterschied zwischen einem Vollgutachten und einem Kurzgutachten für ein Haus liegt hauptsächlich im Umfang, der Genauigkeit und den Kosten.
Ein Vollgutachten, oft als Verkehrswertgutachten bezeichnet, ist die umfassendste Form der Wertermittlung. Es wird von einem zertifizierten Sachverständigen erstellt und berücksichtigt alle relevanten Faktoren, die den Wert der Immobilie beeinflussen. Dazu gehören:
Der Umfang eines Vollgutachten beträgt zwischen 60 und 90 Seiten. Da das Vollgutachten umfangreicher ist, kann es vor Gericht verwendet werden. Die ausführliche Bemessung lassen sich Immobiliengutachter bezahlen, sodass das Vollgutachten die kostenintensivste Variante ist.
Das Kurzgutachten ist, wie der Name schon sagt, eine kürzere, weniger umfangreiche Version, die etwa 25 - 40 Seiten umfasst. Es bietet eine grobe Wertermittlung der Immobilie, enthält jedoch weniger Detailtiefe und bezieht sich meist nur auf die wichtigsten Merkmale der Immobilie, wie:
Ein Kurzgutachten wird oft für einfachere Zwecke erstellt, bei denen keine detaillierte Bewertung erforderlich ist, wie zum Beispiel für den privaten Verkauf einer Immobilie oder eine erste Einschätzung des Wertes. Da es weniger aufwändig ist, sind die Kosten auch deutlich niedriger und liegen meist zwischen 400 und 1.000 Euro.
Die folgende Grafik bietet Ihnen einen schnellen Überblick über die Unterschiede zwischen Vollgutachten und Kurzgutachten.
Kriterium | Vollgutachten | Kurzgutachten |
---|---|---|
Umfang | Sehr detailliert | Kurz und oberflächlich |
Kosten | Höher (ca. 1.000 - 2.500 Euro) | Günstiger (ca. 400 - 1.000 Euro) |
Verwendung | Erbschaft, Scheidung, Finanzierung, Finanzamt | Privater Verkauf, grobe Wertschätzung |
Dauer der Erstellung | Länger (einige Wochen) | Kürzer (wenige Tage bis eine Woche) |
Bewertungsmethoden | Vergleichswert-, Ertragswert- und Sachwertverfahren | Meist Vergleichswertverfahren |
Zweck | Offizielle Bewertungen, rechtliche Anforderungen | Schnellere, informelle Wertschätzung |
Der Unterschied zu einer gewöhnlichen Immobilienbewertung liegt darin, dass es sich um ein aufwändigeres Verfahren handelt, welches bevorzugt von Gutachtern und Sachverständigen durchgeführt wird. Außerdem ist das Wertgutachten rechtskräftig und kann somit vor Gericht eingebracht werden. Diese Rechtsgültigkeit bezieht sich jedoch nur auf das Verkehrswertgutachten – auch Vollgutachten genannt.
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Eine ausführliche Berechnung des Zeitwerts einer Immobilie hat in vielerlei Hinsicht Vorteile und Nutzen. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen es verpflichtend ist, den Verkehrswert Ihrer Immobilie oder Ihres Grundstücks in Form eines Gutachtens abzugeben.
Sinnvoll ist ein Wertgutachten:
Verpflichtend ist ein Wertgutachten:
Ein Wertgutachten ist immer dann notwendig, wenn es darum geht, den genauen Wert einer Immobilie für rechtliche, finanzielle oder steuerliche Zwecke zu bestimmen. Es bietet Sicherheit und Transparenz in verschiedensten Situationen und ist oft der Schlüssel zu fairen Entscheidungen und Verhandlungen.
Wertgutachten für Immobilien werden in der Regel von zertifizierten Gutachtern oder Sachverständigen erstellt, die auf die Bewertung von Immobilien spezialisiert sind. Auch bei diesem Thema ist es wichtig, wofür das Wertgutachten genutzt wird.
Ein Vollgutachten, welches vor Gericht bestand hat, muss von einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen durchgeführt werden. Diese Sachverständigen sind staatlich geprüft und vereidigt, was bedeutet, dass sie besonders hohe Anforderungen an Unabhängigkeit, Neutralität und Fachkompetenz erfüllen. Auch vereidigte Immobiliengutachter werden durch die Industrie- und Handelskammern geprüft und ernannt und können ein Vollgutachten erstellen.
Freie und unabhängige Gutachter sind nicht zwingend vereidigt. Verfügen aber ebenfalls über die notwendigen Qualifikationen und Zertifikate, um Immobilienbewertungen durchzuführen. Sie werden häufig von Privatpersonen, Banken oder Unternehmen für Bewertungen im Rahmen von Hauskäufen, Erbschaften oder Verkäufen beauftragt.
Einige Immobilienmakler bieten ebenfalls Wertgutachten an, allerdings sind diese oft weniger detailliert als die eines zertifizierten Gutachters. Makler erstellen häufig sogenannte Marktwertermittlungen, die eine grobe Einschätzung des Immobilienwerts bieten. Diese sind jedoch nicht so fundiert wie ein vollwertiges Gutachten.
Banken lassen häufig eigene Gutachter oder externe Partnerunternehmen Gutachten für Immobilien erstellen, insbesondere wenn es um die Vergabe von Immobilienkrediten geht. Diese Gutachten dienen der Bank als Grundlage, um den Beleihungswert der Immobilie zu ermitteln.
Wie lange die Erstellung des Gutachtens dauert, kommt auf die Art des Gutachtens an.
Ein Kurzgutachten, das eine vereinfachte und weniger detaillierte Bewertung bietet, kann in der Regel innerhalb einiger Tage bis zu 2 Wochen erstellt werden. Es ist schneller, weil weniger umfassende Analysen und Berechnungen durchgeführt werden.
Ein Verkehrswertgutachten (Vollgutachten), das alle relevanten Faktoren wie Lage, Zustand, Marktanalyse und Vergleichswerte berücksichtigt, dauert in der Regel 2 bis 4 Wochen. Je nach Komplexität der Immobilie oder wenn spezielle Untersuchungen notwendig sind, kann es auch länger dauern.
Der Wert in einem Wertgutachten ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, die je nach Art des bewerteten Objekts variieren können:
Einflussfaktoren auf den Immobilienwert
Ein Wertgutachten kann grundsätzlich angefochten werden. Die Gründe für Zweifel an einem Wertgutachten können unterschiedlich sein.
Wenn eine Partei der Meinung ist, dass das Gutachten aufgrund solcher oder ähnlicher Mängel fehlerhaft ist, kann sie einen Widerspruch einlegen und das Gutachten von einem anderen Sachverständigen überprüfen lassen. In rechtlichen Auseinandersetzungen kann das Gutachten als Beweismittel vor Gericht gebracht und dort angefochten werden. Das Gericht kann dann entscheiden, ob ein neues Gutachten erstellt werden muss.
Es gibt keine allgemeine Frist, bis wann das Wertgutachten angefochten werden muss. Wenn das Wertgutachten Teil eines Gerichtsverfahrens ist, hängt die Frist für die Anfechtung von den Verfahrensregeln des jeweiligen Gerichts ab. In der Regel müssen Einwände gegen ein Gutachten innerhalb der vom Gericht gesetzten Fristen vorgebracht werden.
Einen festen Preis für ein Wertgutachten gibt es nicht, denn Kosten dafür sind zwischen Auftraggeber und Gutachter frei verhandelbar. Je nach Umfang und Aufwand kostet ein Immobiliengutachten einige hundert Euro bis zu 1,5 Prozent des Immobilienwertes - und auch mehr. Dabei ist ausschlaggebend, ob es sich um ein Vollgutachten oder ein Kurzgutachten handelt:
Die Kosten für gerichtsfeste Gutachten bestimmen nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ; es können aber auch abweichende Preise vereinbart werden. Der Preis ist in der Regel abhängig von:
Im HOAI wird unter “Normalstufe” und "Schwierigkeitsstufe” unterschieden. Die Schwierigkeitsstufe ist kostenintensiver. Dies wird z.B. ausgelöst durch
In einigen Fällen können zusätzliche Kosten anfallen, z.B. für die Beschaffung von Dokumenten (Grundbuchauszug, Flurkarte) oder für Anfahrtskosten des Gutachters.
Wird ein gerichtsfestes Gutachten (auch Vollgutachten genannt) gefordert, ist der Umfang sowie Aufwand größer und die Inhalte sind vorgeschrieben. Der Inhalt des eines Vollgutachtens umfasst:
Anlagen:
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André Heid
André Heid
André Heid, Geschäftsführer der Heid Immobilien GmbH, ist zertifizierter Immobiliensachverständiger mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Er unterstützt sowohl Käufer als auch Verkäufer dabei, den Verkehrswert ihrer Immobilie realistisch einzuschätzen, um einen fairen Preis festzulegen. Neben seiner Spezialisierung in der Immobilienbewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken verfügt er über umfassendes Fachwissen zu sämtlichen Immobilienfragen. Er ist Experte für Beleihungswertermittlungen sowie Mieten und Pachten und für Wertermittlungen im Zusammenhang mit Vormundschaftsangelegenheiten. Außerdem ist er Sachverständiger für Bauschadensbewertungen sowie Bau- und Versicherungsschäden.