Kaufen oder mieten: Die Entscheidung fällt nicht immer leicht. Wer per Mietkauf ein Haus erwerben möchte, entscheidet sich für eine Kombination aus beiden Möglichkeiten: Erst mieten und anschließend kaufen. Doch wie funktioniert ein Mietkauf? Welche Vor- und Nachteile bringt er für Verkäufer und Käufer mit sich? Und vor allem, für wen lohnt sich diese Finanzierungsmethode wirklich?
Unter Mietkauf versteht man eine spezielle Form des Mietvertrags, bei dem der Mieter nach einer festgelegten Mietdauer das Recht hat, das gemietete Objekt zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen. Je nach Vertrag, kann der Mieter auch verpflichtet sein, die Immobilie anschließend zu kaufen. Dabei wird ein Teil der bereits gezahlten Miete auf den Kaufpreis angerechnet. Diese Option bietet insbesondere Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln eine Möglichkeit, eine Immobilie zu erwerben.
Es gibt den privaten Hausmietkauf oder den Hausmietkauf mit Hilfe eines Immobilienmaklers. In beiden Fällen funktioniert das Geschäft gleichermaßen:
1. Abschluss des Mietkaufvertrages Zu Beginn steht der Abschluss eines Mietkaufvertrages zwischen dem Vermieter (oft der Eigentümer oder ein Bauträger) und dem Mieter. In diesem Vertrag werden wichtige Details festgelegt, wie die Höhe der monatlichen Mietzahlungen, die Dauer des Mietzeitraums und der spätere Kaufpreis der Immobilie.Von der Miete wird der Verkäufer einen Teil als Mietzins einbehalten, der Rest wird nach Ablauf der festgelegten Frist mit dem Kaufpreis verrechnet. Es ist auch möglich, die gesamte Monatsmiete zu verrechnen. Meist laufen solche Mietkaufverträge über zehn bis 20 Jahre.
Wichtig zu wissen: Oft wird eine Anzahlung von etwa 20% fällig. Ist der Mietkaufvertrag abgeschlossen, können Sie nur unter Verlusten davon zurücktreten.
2. Mietphase In der Mietphase wohnt der Mieter in der Immobilie und zahlt die vereinbarte Miete. Ein Teil dieser Miete wird als eine Art "Anzahlung" auf den Kaufpreis verbucht. Diese Phase kann mehrere Jahre dauern, je nach Vereinbarung.
3. Kaufoption oder Kaufverpflichtung Nach Ablauf des Mietzeitraums hat der Mieter die Option (oder bei einigen Verträgen die Verpflichtung), die Immobilie zu kaufen, in dem er den Restwert bezahlt. Beim Mietkauf ohne Zahlung am Ende ist meist eine längere Laufzeit oder eine höhere Miete vereinbart. In diesem Fall wird der Mieter am Ende der Laufzeit automatisch zum Eigentümer. Der im Vertrag festgelegte Kaufpreis bleibt dabei unabhängig von möglichen Marktwertschwankungen bestehen. Hat sich der Wert der Immobilie in der Zwischenzeit erhöht, könnte dies ein Vorteil für den Mieter sein.
4. Eigentumsübergang Entscheidet sich der Mieter für den Kauf, erfolgt die Übertragung des Eigentums. Der bereits durch die Mietzahlungen angesparte Betrag wird vom Kaufpreis abgezogen, und der verbleibende Betrag wird entweder durch eine Einmalzahlung oder durch eine Finanzierung beglichen. Anschließend wird der Mieter offiziell zum Eigentümer der Immobilie.
Während des Mietkaufzeitraums bleibt die Immobilie im Besitz des Verkäufers, und der Käufer wird zum Mieter. Dies bedeutet, dass der Käufer zwar das Haus bewohnen kann, aber keine Eigentumsrechte daran hat, bis der Mietkaufvertrag vollständig erfüllt ist. Es ist wichtig zu beachten, dass im Falle von Zahlungsverzögerungen seitens des Käufers der Verkäufer das Recht hat, den Vertrag zu kündigen und gegebenenfalls bereits geleistete Zahlungen einzubehalten.
Stellen wir uns vor, Sie möchten eine Immobilie im Rahmen eines Mietkaufs erwerben. Die Immobilie hat einen Kaufpreis von 300.000 Euro. Sie einigen sich mit dem Verkäufer auf einen Mietkaufvertrag mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Die monatliche Miete beträgt 1.200 Euro, und 30 % der Mietzahlungen (360€ monatlich) sollen auf den späteren Kaufpreis angerechnet werden.
Gesamte Mietzahlungen über 10 Jahre:
Anteil der Miete, der auf den Kaufpreis angerechnet wird:
Restkaufpreis nach 10 Jahren:
Gerade für Menschen mit wenig Eigenkapital scheint der Mietkauf verlockend. Der Mietkauf ohne Eigenkapital kann auch für Selbstständige mit unregelmäßigem Einkommen attraktiv sein: Diese haben nicht selten Schwierigkeiten, Bankdarlehen für eine reguläre Immobilienfinanzierung zu bekommen. Es sollte dabei immer beachtet werden, dass die Wohnung oder das Haus am Ende in der Regel mehr gekostet hat, als bei einem herkömmlichen Immobilienkauf.
Wann ist der Mietkauf für Käufer sinnvoll?
Die wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Mietkauf ist zweifellos ein stabiles und regelmäßiges Einkommen. Sie sollten in der Lage sein, sowohl Ihre Lebensunterhaltungskosten als auch die monatlichen Raten zu begleichen.
Vermieter bzw. Verkäufer sollten auch auf eine solide Bonität achten. Diese gibt Verkäufern die Sicherheit, dass sowohl die Miete als auch der spätere Kaufpreis gezahlt werden können.
In den häufigsten Fällen sollten Käufer in der Lage sein, eine Anzahlung zu leisten. Diese Anzahlung dient als Sicherheit für den Vermieter und wird in der Regel auf den späteren Kaufpreis angerechnet. Die Höhe der Anzahlung kann variieren, beträgt jedoch häufig 5-10 % des Kaufpreises.
Falls im Mietkaufvertrag eine Restzahlung am Ende der Laufzeit vorgesehen ist, sollte auch dafür vorgesorgt werden. Ein Sparplan, der regelmäßige Einzahlungen für diese Abschlusszahlung vorsieht, kann eine sinnvolle Maßnahme sein. Dies ermöglicht eine gezielte Vorbereitung und reduziert den finanziellen Druck bei Vertragsende.
Bei der Planung für einen Mietkauf müssen auch weitere finanzielle Aspekte berücksichtigt werden. Neben den monatlichen Raten sollten die Kaufnebenkosten in die Überlegungen einfließen. Dazu gehören unter anderem die Grunderwerbsteuer, Notarkosten und gegebenenfalls Maklergebühren. Eine realistische Kalkulation dieser Kosten ist entscheidend, um Überraschungen zu vermeiden und den Mietkauf langfristig erfolgreich zu gestalten.
Bei einem Mietkauf entstehen mehrere Kosten:
Sollte der Mieter den Restkaufpreis am Ende der Mietdauer nicht vollständig aus Eigenmitteln aufbringen können, muss dieser Betrag finanziert werden. Die Kosten für ein Darlehen, einschließlich Zinsen und Tilgung, müssen ebenfalls einkalkuliert werden. Die Konditionen hierfür hängen von der Bonität des Käufers und den aktuellen Marktzinsen ab.
Für den Kauf der Wohnung oder des Hauses entstehen noch weitere Kaufnebenkosten. Darunter fallen z.B. Notarkosten, Grundbuchgebühren und Grunderwerbsteuer.
Egal, ob Mietkauf ohne Eigenkapital oder mit: Der Mietkaufvertrag muss notariell beglaubigt werden. Darum fallen für diesen Vorgang Notariatskosten an. Beim Mietkauf wird nicht nur ein Miet-, sondern eben auch ein Kaufvertrag abgeschlossen. Zusätzlich fallen einhergehend mit den Notarkosten noch Grundbuchgebühren an. Die Eintragung ins Grundbuch stellt sicher, dass der Käufer als neuer Eigentümer der Immobilie eingetragen wird. Diese Kosten belaufen sich typischerweise auf etwa 1,5 bis 2 % des Kaufpreises.
Beim endgültigen Erwerb der Immobilie muss in Deutschland die Grunderwerbsteuer entrichtet werden. Diese Steuer beträgt je nach Bundesland zwischen 3,5 % und 6,5 % des Kaufpreises. Die Grunderwerbsteuer ist eine einmalige Zahlung, die beim Kauf anfällt.
Ein entscheidender Vorteil des Mietkaufs ist, dass in einigen Fällen keine Anzahlung erforderlich ist. Das bedeutet, dass Sie die Immobilie mieten können, ohne direkt eine größere Summe als Eigenkapital einzubringen. Dies unterscheidet den Mietkauf von einem herkömmlichen Immobilienkauf, bei dem eine Anzahlung von oft 10 bis 20 % des Kaufpreises erwartet wird. Ein weiterer Vorteil ist der monatliche Kapitalaufbau. Beim Mietkauf wird ein Teil der monatlichen Mietzahlungen auf den späteren Kaufpreis angerechnet.
Am Ende des Mietzeitraums müssen Sie den restlichen Kaufpreis finanzieren, wenn Sie die Immobilie erwerben möchten. Da Sie kein Eigenkapital eingebracht haben, könnte es schwieriger sein, eine Bankfinanzierung ohne Eigenkapital für den Restkaufpreis zu erhalten, insbesondere wenn der gesamte Kaufbetrag finanziert werden muss. Es ist daher ratsam, bereits während der Mietphase mögliche Finanzierungsoptionen zu prüfen.
Der Mietkauf hat auch seine Vor- und Nachteile. Dabei spielt es eine große Rolle, sich an den Mietkauf-Erfahrungen anderer zu orientieren. Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengetragen, auf die Sie beim Mietkaufvertrag achten sollten:
✓ Preisvergleich Vergleichen Sie die ortsüblichen Immobilienpreise und den Mietkaufpreis. – Hoher Unterschied, kein lohnender Kauf.
✓ Mietkosten beachten Die ortsübliche Miete sollte beim Mietkauf nicht mehr als 50 % überschritten werden.
✓ Tilgungsanteil sichern: Der Tilgungsanteil der Monatsmiete sollte nicht weniger als 80 % betragen.
✓ Grundbucheintrag prüfen Belastungen vor Vertragsunterzeichnung genau überprüfen.
✓ Gutachten nutzen Mögliche Mängel durch Gutachten frühzeitig erkennen, um Überraschungen zu vermeiden.
✓ Finanzielle Absicherung Regelungen für Ratenzahlung bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit im Vertrag festhalten.
✓ Verkäuferrisiken klären Insolvenz oder Tod des Verkäufers im Vertrag berücksichtigen.
✓ Kostenübernahme vereinbaren Klare Regelung im Vertrag für Sanierungs- und Modernisierungskosten.
✓ Anzahlung klären Halten Sie fest, was mit einer Anzahlung geschieht, falls Sie vom Kauf zurücktreten
✓ Ausstiegsrecht sichern Vertragliches Ausstiegsrecht für Flexibilität bei Lebensänderungen oder finanziellen Herausforderungen.
✓ Sondertilgungsrecht Option für zusätzliche Zahlungen zur Beschleunigung des Mietkaufs und Kosteneinsparungen.
Vorteile | Nachteile |
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Erweiterung der Zielgruppe | Verzögerte Kapitalverfügbarkeit |
Regelmäßige Einnahmen | Risiko des Kaufabbruchs |
Höherer Verkaufspreis | Instandhaltung und Verantwortung |
Geringes Leerstandsrisiko | Bindung an den Vertrag |
Überbrückung der Spekulationsfrist | Komplexität der Vertragsgestaltung |
Einige Vor- Und Nachteile werden wir genauer erklären.
Beachten Sie: Für eine exakte Kalkulation ist der genaue Wert der Immobilie entscheidend. Ein Immobilienexperte kann diesen Wert präzise ermitteln und dem Verkäufer Planungssicherheit beim Mietverkauf bieten. Unsere Dienstleistungen umfassen die Bereitstellung eines Experten, der Sie während des gesamten Prozesses unterstützt.
Vorteile | Nachteile |
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Planungssicherheit durch festen Kaufpreis | Höhere Gesamtkosten |
Einstieg in den Immobilienmarkt ohne Eigenkapital | Risiko der Nichtfinanzierung des Restkaufpreises |
Flexible Entscheidung über den Kauf | Bindung an den Vertrag |
Anrechnung der Miete auf den Kaufpreis | Weniger Verhandlungsspielraum |
Auch einige Vor-und Nachteile von Käufern wollen wir explizit erklären.
Der Mietkauf kann eine interessante Möglichkeit sein, um schrittweise Wohneigentum zu erwerben, insbesondere wenn man in der Lage ist, die monatlichen Mietzahlungen über die vereinbarte Zeit hinweg zu leisten. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Gesamtkosten durch die Miete und den verbleibenden Restkaufpreis oft höher ausfallen als bei einem direkten Kauf. Zudem sollte man die Risiken von Marktwertschwankungen berücksichtigen und gegebenenfalls eine Anschlussfinanzierung planen.
Wichtiger Hinweis: Unsere Artikel dienen als informative Ratgeber und stellen demnach keine verbindliche Rechtsberatung dar.